Wutti, Gabriel
geboren am 23. März 1887
verstorben an den Folgen der Lagerhaft am 15. September 1945 in Dellach/Dole
Biographie auch nachzulesen im Buch “Ausgelöschte Namen – Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal” Seite 149ff
Gabriel Wutti war der Ehemann von Cäcilia Wutti, geborene Grafenauer. Sie lebten mit ihren Kindern in Dellach/Dole vulgo Winkler. Gabriel Wutti engagierte sich politisch und setzte sich für die slowenischsprachige Bevölkerung des Tales ein. Als es im April 1941 zum Überfall Hitlerdeutschlands auf Jugoslawien kam, wurden in ganz Kärnten vermeintliche „Slowenen-freundliche“ Personen inhaftiert, darunter Gabriel Wutti. Zusammen mit den Gailtalern Eduard Rauter, Alois und Valentin Brugger, Franz Popatnig, Valentin Oswald, Josef (Jožef) Fel(l)acher, dem Pfarrer von Mellweg/Melviče Franz Mikula und dem Pfarrer von Feistritz/Bistrica Anton Kuchling wurde er festgenommen und „zur Verfügung“ der Gestapo in das RG Villach eingeliefert. „Nach einem Monat sind alle nach Hause gekommen, nur mein Vater nicht“, erinnert sich die Tochter Mira Zorec im Interview. Es sollte schließlich noch eine Zeit lang dauern, bis auch ihr Vater heimkehren konnte. Ein Jahr später kam es aber noch schlimmer. Das NS-Regime machte mit seinen Drohungen gegen die für sie als „Untermenschen und Staatsfeinde“ geltenden Kärntner Slowenen ernst. Am Vormittag des 15. April 1942 wurde Gabriel Wutti mit seiner Familie inklusive der Großmutter Aloizija Grafenauer nach Frauenaurach und Eichstätt deportiert. Die Großmutter wurde nach kurzer Zeit getötet. Im Oktober 1944 wurden die restlichen Überlebenden der Familie nach Freistadt verbracht, wo sie in einer Textilfabrik zur Arbeit gezwungen wurden. Am 7. Mai 1945 befreite die US-Armee die Stadt, welche ab 1. Juli 1945 zur sowjetischen Besatzungszone gehörte. Dass Gabriel Wutti Russisch beherrschte, half ihnen, sich zu verständigen und Übersetzungsfehlern und Missverständnissen zwischen den Soldaten und der Bevölkerung vorzubeugen. Die Familie machte sich sodann mit unterschiedlichsten Transportmitteln auf den Heimweg und erreichte am 18. Juli 1945 Dellach/Dole und den in der Zwischenzeit leergeräumten Bauernhof. Gabriel Wutti überlebte die Hofrückgabe seines geraubten Hauses nicht mehr. Aufgrund der harten und schlechten Lager- und Arbeitsbedingungen sowie den Folgen durch die Misshandlungen verstarb er kaum zwei Monate nach der Rückkehr der Familie am 15. September 1945. Er ist am Friedhof in Mellweg/Melviče begraben.
Bernhard Gitschtaler
Quellen
* DÖW: Akt.Nr. 17858/09, Gendarmeriechronik Hermagor.
* Entner: Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philipen?, S. 142.
* Gitschtaler/Jamritsch: Das Gailtal unterm Hakenkreuz, S. 102f. und 181ff.
* Jamritsch: Zum 70. Jahrestag der K-Aktion, S. 413ff.
* Wiesflecker: „… Hast halt doch noch die liebe Heimat …“, S. 435-470.
* Zeitzeuginnengespräch mit Mira Wutti vom 25.7.2013.